Auf des Frühlings Blumenau –
kaum zu sehn, ich musst mich bücken;
mittendrin im Morgentau,
piepste leis’ ein Gänseküken.
Wochen gingen übers Land –
Gösselchen bekam Gefieder;
eines Tages, unverwandt,
sah ich meinen Gössel wieder.
Sommer kam, dann Herbst, dann Winter –
gelb der Schnabel, weiß der Stert;
ich kam einfach nicht dahinter,
irgendwas lief hier verkehrt.
Flog nicht mit den andern fort –
blieb daheim und fraß Getreide;
in der Küche plant man Mord,
zugeschneit sind Wald und Heide.
Aber dann zum Fest der Liebe –
wo Maria einst entbunden;
wo Besinnlichkeit statt Triebe,
hab‘ die Gans ich nicht gefunden.
Sie hat’s geahnt, zum Heil’gen Fest –
`s ist ganz egal, wie man’s betrachtet;
wo man zum Mahl sich niederlässt,
da wird zuvor erst noch geschlachtet.
Doch half die Flucht nicht, mit Geschnatter –
ach, wäre sie doch still geblieben;
auch hinderlich warn jene Gatter,
in die man sie hineingetrieben.
Mir fehlt die Gans, ich hatte sie gern –
ihr Leben ging in Kürze;
dem Braten unterm Weihnachtsstern
fehlt lediglich die Würze.
Merke drum
für Kurzgenuss,
mach nicht
mit den Lieben Schluss
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